30 Jahre Augustinus Hospiz
(10.03.2025) Wenn Angehörige zum ersten Mal zu Besuch kommen, begleitet Schwester Estochium sie oft persönlich zum Zimmer des Gastes. „Man merkt, was das für einen Unterschied macht – sie atmen dann gleich ganz anders“, sagt die 86-Jährige, die seit neun Jahren den Empfang des Augustinus Hospizes mit betreut. Für sie ist es genau diese Atmosphäre aus Nähe, Wärme und Würde, die die Einrichtung der St. Augustinus Gruppe seit ihrer Gründung im Jahr 1995 auszeichnet. 30 Jahre ist das nun her.
Vom Kloster-Schwimmbad zum Hospiz
Als die Neusser Augustinerinnen in ihrem Mutterhaus, dem Kloster Immaculata, das Hospiz eröffneten, gab es in Deutschland kaum Einrichtungen dieser Art für schwerstkranke und sterbende Menschen, denn die Hospizbewegung nahm in Deutschland gerade erst Fahrt auf. Der Orden sah den Bedarf und handelte: Kurzerhand wurde das Schwimmbad der Nonnen zu einem Zuhause für Menschen in ihrer letzten Lebensphase umgebaut. Es bot zunächst Platz für sechs Gäste, die von drei Ordensschwestern sowie Pflegekräften und Ehrenamtlichen betreut wurden. Die Finanzierung stemmte die Gemeinschaft mit Unterstützung des eigens gegründeten Fördervereins aus Eigenmitteln und Spenden, erst später übernahmen die Krankenkassen einen Teil des Tagessatzes.
Kontinuität und Wandel
Über die Jahre entwickelte sich das Augustinus Hospiz stetig weiter: 2007 wurde die Kapazität auf acht Betten erweitert, eine neue Kapelle und ein Besucherzimmer für Angehörige kamen hinzu. Seit der Ergänzung durch den Neubau im Jahr 2015 kann das Hospiz zehn Gäste aufnehmen. Und auch in der Leitung gab es Veränderungen: Seit 2022 führt Christian Wiesner, gelernter Krankenpfleger, das Haus. Seine Vorgängerin Andrea Wilgo leitete die Einrichtung fast ein Jahrzehnt lang, bevor sie in den Ruhestand ging. „Das Familiäre ist das Besondere an diesem Hospiz“, sagt Claudia Hey, die seit elf Jahren als Pflegedienstleitung in der Einrichtung arbeitet.
Würdevolles Leben bis zum Ende
Neben der täglichen Begleitung sterbender Menschen sind es die besonderen Momente, die das Leben im Hospiz prägen: Sommerfeste mit allen, die dem Hospiz verbunden sind, und Gedenkfeiern, die zweimal im Jahr stattfinden. „Gerade dann, wenn die akute Trauerphase etwas abgeklungen ist, ergeben sich oft tiefe und wertvolle Gespräche mit den Angehörigen“, sagt Claudia Hey. Ein Highlight war auch die Hochzeit eines Gastes im vergangenen Jahr – eine Premiere für das Augustinus Hospiz. „In solchen Momenten wird deutlich, was unsere Arbeit ausmacht: bis zuletzt das Leben zu feiern“, betont Christian Wiesner. Für ihn geht es nicht nur darum, Sterbenden ein würdevolles, möglichst angenehmes Lebensende zu ermöglichen und ihre Zugehörigen einfühlsam zu begleiten: „Zu unserer Aufgabe gehört auch, die Themen Sterben, Tod und Trauer zu enttabuisieren. Sterbende gehören nicht an den Rand der Gesellschaft.“
Um jeden Tag seine unbezahlbare Arbeit leisten zu können, ist das Augustinus Hospiz auf Spenden angewiesen. Sie möchten das Hospiz unterstützen? Zur Spendenseite